Nordkorea, II/2010

Diktator spielt Tschutschu-Bahn

Sechs Züge, 90 Waggons und 19 Bahnhöfe sind für eine Modellbahn eine eher kleinere Version. In 1 : 1 ist das allerdings schon eine ganz ansehnliche Ausstattung, vor allem, wenn diese Spielzeuge in einem Land unterwegs sind, das außer Atombomben wenig zu bieten hat, immer wieder an Hungernöten leidet und auf Nahrungsmittelhilfe aus dem Ausland angewiesen ist. Die „Angst vorm Fliegen“  des nordkoreanischen Staatschefs Kim Jong-il ist schon länger bekannt, gleichfalls sein Ausweichen auf die Schiene, wo immer das geht. Bei seiner letzten bekannten Auslandsreise war Kim im Jahr 2006 mit dem Zug nach China gefahren. Zudem werden die Züge offenbar für Inspektionsreisen zu Einheiten der Streitkräfte oder Fabriken benutzt.

Aber auch beim Bahnfahren geht der Geliebte Führer auf Nummer Sicher: Es fährt immer ein weiterer Zug voraus, um Anschlägen oder Unfällen vorzubeugen. Ein weiterer Begleitzug hinter dem Hauptzug ist mit Leibwächtern und Personal besetzt. Die etwa 90 gepanzerten Waggons sollen mit Konferenzräumen, Empfangssalons, Schlafzimmern und modernsten Kommunikationsmitteln luxuriös ausgestattet sein. Satellitentelefone und Flatscreen-Fernse-her sorgen für Unterhaltung und den aktuellen Nachrichtenstand. 19 Bahnhöfe sind ausschließlich für Kims Sonderzüge reserviert, sie liegen nie weiter als 30 km entfernt von einer seiner Residenzen.

(Geplaudert hatte die südkoreanische Zeitung „Chosun Ilbo“, die mehrfachen Zitaten in der deutschen Presse waren die Grundlage dieser Meldung.)

Karl-W. Koch

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